Im Detail
Als besonderen Service bietet das Haus der Geschichte Dinkelsbühl seinen Besuchern einen Audioguide durch die Dauerausstellung mit einer Fülle zusätzlicher Informationen. In der Rundgangbeschreibung finden Sie entsprechende Hörproben aus der Audioführung:
Der Aufstieg zur Reichsstadt - Die mittelalterliche Stadt
Erdgeschoss
Wir beginnen unseren Rundgang am Stadtmodell, das gut erkennbar die Anlage der Stadt an einem Straßenkreuz, den ältesten Befestigungsring und den erweiternden Ausbau der Zeit um 1400 zeigt. Die Lage der Stadt im Heiligen Römischen Reich und die Stadtgemarkung sind durch Landkarten dargestellt. Die deutschen Könige und Kaiser waren die Stadtherren der Reichsstädte. Symbolisch für dieses Rechtsverhältnis stehen das Bildnis Kaiser Leopolds I., in der Rüstung eines kommandierenden Offiziers zum Ende des Dreißigjährigen Krieges, sowie verschiedene Darstellungen des Reichsadlers. Adler und das Dinkelsbühler Wappen – drei Dinkelähren auf drei Hügeln (= bühl) geleiten uns durch das von zwei Torwächtern bewachte Stadttor in den nächsten Raum. Militär und Verteidigung in der Reichsstadt sind hier das Thema, unter anderem verdeutlicht durch die zwei schweren Bidenhänder sowie Waffen und Gerät aus dem städtischen Zeughaus. Zum Thema Gerichtsbarkeit sind Halsgeigen und der sogenannte "spitze Stuhl" zu sehen.
1. OG
Der Rundgang führt uns nun über die Treppe in das nächste Stockwerk, wo sich der erste Raum der „Stadtrepublik Dinkelsbühl“ widmet. Zünfte und Patriziat teilten sich in das Stadtregiment. Reichtum und Einfluss der Zünfte wird an der kostbaren, barocken Zunfttruhe der Schreiner und Zimmerleute deutlich; originell ist die Sänfte, ein standesgemäßes Transportmittel für Ratsherren im 17. Jahrhundert. Die wertvolle Raumschale aus der Renaissance stammt aus einem Dinkelsbühler Gasthaus. An die Sage vom Blausieder, der die Dinkelsbühler ihren Spitznamen verdanken, erinnert der Türgucker mit dem schlafenden Ratsmitglied.
Der anschließende Raum zeigt die Reichsstadt auf der Höhe ihrer Macht. Das Münster St. Georg wird gebaut und schmückt sich mit wertvollen Stiftungen, das Heilig-Geist-Spital wird zum größten Grundbesitzer der Stadt. Die Tafeln der Spitalpfleger stehen hierfür ebenso wie der Münzschatz. Allerdings drohen Konflikte: mit der Einführung der Reformation in Dinkelsbühl spaltet sich die Bürgerschaft. Abendmahlskelche und eine Lutherbibel aus dem Jahr 1540 stehen für die Spaltung.
Ausgezehrt und Ausgepresst - der 30jährige Krieg
Das Ende der „reichen Stadt“, am Übergang zum nächsten Raum dargestellt, wird manifest in den anschließenden beiden Räumen, die den Dreißigjährigen Krieg zum Thema haben. Um die Kanone, im Jahre 1542 von Endres Pegnitzer aus Nürnberg für die Reichsstadt Dinkelsbühl gegossen, gruppieren sich die mannshohen Bildnisse von Kaiser Ferdinand II. und seinem Gegenspieler auf schwedischer Seite, König Gustav II. Adolf. Beide Kriegsherren hatten großen Einfluss auf die weitere Entwicklung, noch heute spürbar und erlebbar im Festspiel der „Kinderzeche“. Die Wandpaneele erzählen dazu fortlaufend die Geschichte des Krieges bis zum Westfälischen Frieden. Das Bildnis Kaiser Ferdinands III. und die leere Geldkassette symbolisieren den Niedergang Dinkelsbühls; der Passionszyklus des Niederländers Simon de Vos steht auch für die Leiden der Bevölkerung in dieser mörderischen Zeit.
Erstarrung und Niedergang - Das Ende der Reichsstadt
Im Westfälischen Frieden wurde für Dinkelsbühl strikte Parität festgeschrieben. Die Auswirkungen dieser Regelung zeigt der anschließende Raum: auf der einen Seite Heiligenfiguren und Monstranzen, Prozessionsstangen und Fahnen der katholischen Kirche, auf der anderen Gebetbücher und Abendmahlsgerät der evangelischen Kirche.
Das Ende des Dreißigjährigen Krieges hatte nicht nur Auswirkungen auf die innere Verfasstheit der Stadt. Auch das Leben der einzelnen Bürger erlangte erst allmählich Normalität, Schulden konnten bezahlt werden und langsam florierte die Wirtschaft wieder. Die verschiedensten Währungen und ein Rechentisch illustrieren ebenso wie Zunftzeichen und Werbetafeln das Wirtschaftsleben. Die Zollschranken im Raum stehen für die erstarkten Nachbarn, die die Reichsstadt bedrängen. Himmelbett, gusseiserner Ofen und Schrank zeugen hingegen von bescheidenem Wohlstand der Bürger.
Das Eckzimmer birgt Erinnerungsstücke aus dem Nachlass Christoph von Schmids. Das Ölgemälde von Liberat Hunderpfund zeigt den Autor des weltweit bekannten "Ihr Kinderlein kommet ..." zusammen mit Kindern in seinem Studierzimmer.
Anschließend bietet sich ein Blick in die Werkstatt eines Zinngießers mit Schmelzofen, Zinngussformen und einer Drehbank, in der Vitrine die Erzeugnisse des Handwerkers. Der nebenan gelegene Textilraum rückt den Handwerkszweig in den Mittelpunkt, der die Stadt einst wohlhabend gemacht hatte: Tuchscheren, Druckmodeln, ein Handkulierstuhl - eine der ersten Strickmaschinen – und Erzeugnisse des „freien Gestricks“ stehen für Dinkelsbühl als Textilstadt.
Der Rundgang durch die Stadtgeschichte endet nach dem Hin und Her, ausgelöst durch die napoleonischen Kriege, im weiß-blau Bayerischen. Dinkelsbühl verliert wie die anderen Reichsstädte seine Reichsunmittelbarkeit und wird Teil des Königreichs Bayern. Magistratshüte und -degen stehen für den Wandel in der Stadtverfassung, der bayerische Raupenhelm verweist auf die nun eingeführte allgemeine Wehrpflicht.
Wiederentdeckung und Maleridyll
2.OG
Über die Altane erreichen wir den Treppenaufgang zum zweiten Stock, in dem die Dinkelsbühler Galerie untergebracht ist. Der Grafikraum zeigt u.a. Skizzen des Dinkelsbühler Malers Carl Herpfer. Er erläutert gleichzeitig den Wandel in der Malerei um die Wende zum 20. Jahrhundert. Ausgehend von Barbizon bei Paris suchten die Künstler romantische Motive in der freien Natur und malten „plein-air“ – vor Ort.
In diese Zeit fällt die „Wiederentdeckung“ Dinkelsbühls durch Maler der Münchener Schule. In der Gemäldesammlung sind Bilder von Ernst Liebermann, Paul Thiem, Carl Blos und anderen zu sehen sowie eine Stadtansicht des Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff. Im Gang nebenan die Holzschnitte Dinkelsbühler Ansichten von Carl Thiemann.
Das Eckzimmer zwischen Grafik-Raum und Gemäldegalerie ist den Gründern des Historischen Vereins Alt-Dinkelsbühl und dem ersten Vorsitzenden des Vereins, dem Maler Josef Kühn jr. gewidmet.
Im Dachgeschoss, für die Öffentlichkeit wieder zugänglich, die große „Stadtschaue“, ein Miniaturmodell der Dinkelsbühler Altstadt.
Ergänzt wird der Rundgang durch zahlreiche Medienstationen, Mitmach-Stationen sowie das Museumskino.